Edenspiekermann gestaltet Kommunikation mit Herz und Hirn. Zweckmäßig, durchdacht, überraschend. Die Agentur für Strategie, Design und Kommunikation gestaltet Marken, Identitäten und Interaktionen. Im Amsterdamer Büro trafen wir uns mit den Designern Linda Tetteroo und Andrew Colin Beck und dem Creative Director und Mitbegründer von Edenspiekermann Niederlande Edo van Dijk, um mit ihnen über niederländisches Design und dessen Spezifikation zu diskutieren.
Glauben Sie, dass es typisch niederländisches Design gibt?
Linda Tetteroo Das ist eine wirklich schwierige Frage, die auch immer mit der aktuellen Zeit, den Trends und Meinungen zusammenhängt. Ich denke, das Typische und Spezielle am niederländischen Design ist, wie wir hier über Dinge (nach)denken. Wir sind in unserer Vorgehensweise sehr bodenständig und im Resultat nicht zu „durchdesignt“.
Edo van Dijk Einfache Formen und Linien, starke und mutige Farben – wir lieben Primärfarben, wir nennen es auch den „Dick Bruna Effekt“ oder „Nijntje Effekt“ – das sind die typischen Gestaltungsmittel, die in den Niederlanden häufig verwendet werden und das Design hier auszeichnen. Seit den 1960er Jahren verwenden außerdem die großen Unternehmen, wie die niederländische Eisenbahn oder die KLM, saubere und helle Farben in ihrer Identitätsgestaltung. Die gelben Züge in der niederländischen Landschaft und die strahlend blauen Flugzeuge bestimmen mittlerweile die Bildsprache unseres Landes. Sehr einfache Formen und kräftige Farben, das ist typisch niederländisch. Wir haben das nicht so geplant, es ist einfach passiert und dann, wenn man es beibehält und fortsetzt, wird es irgendwann Teil des nationalen Erbes.
Wie verhält es sich mit deutschem Design? Wenn Sie es
beispielsweise mit niederländischem Design vergleichen,
gibt es da Unterschiede oder Gemeinsamkeiten?
Andrew Colin Beck Deutsches Design ist in meinen Augen wesentlich strikter, sehr geradlinig, funktional und starr – jedoch im positiven Sinn. Bei den Farben dominieren schwarz, weiß und rot und die Gestaltungsprinzipien unterliegen einem strengen Raster – perfekte Sachen also. Es ist eigentlich wie niederländisches Design, nur, dass man etwas Farbe rausnimmt.
Edo van Dijk Ich sehe eine Menge Gemeinsamkeiten. Ich denke, die Niederländer sind etwas mutiger und haben weniger Angst ein visuelles Statement abzugeben, als die Deutschen. Die Deutschen gehen eher technisch an ihre Designlösungen heran, deswegen lieben sie wahrscheinlich auch die ganzen schwarzen, weißen, grauen, glänzenden und silbrigen Sachen. Die Marke Braun im Zusammenhang mit Dieter Rams – das ist die Designsprache in Deutschland und wenn man auf die Markenbildung und Identität zurückblickt, sieht man ebenso die Marke Bosch und auch die Arbeit, die Erik (Spiekermann) bei Meta Design für Audi und Volkswagen gemacht hat. Alles glänzt, fast eine dreidimensionale Produktexpression im Grafikdesign, so wurde das in den 90er Jahren gemacht. Mittlerweile nähert sich jedoch alles immer mehr an. In unserem Haus, auch in Hinblick auf das Büro in Berlin, fließt die Arbeit – hier wie dort – ineinander und so haben wir von den Deutschen eine Menge über systematische Gestaltung und technisches Handwerk gelernt.
Glauben Sie, dass ein Stadtbranding wichtig oder
notwendig ist?
Edo van Dijk Ich glaube nicht, dass es wirklich wichtig ist, aber für Städte wie Amsterdam oder Berlin ist es von enormer Relevanz. Ausschlaggebend ist die Kreation eines Systems mit Rastern und Prinzipien für große Organisationen und Unternehmen. Am Anfang, im Jahr 2002, als wir mit dem Amsterdam City Branding-Prozess angefangen haben, hatte die Stadt nicht ein Logo, sondern 60, was die Identifizierung mit der Stadt Amsterdam ziemlich schwer machte. Es ist also wichtig eine klare visuelle Identität zu haben, weil diese auf einer internationalen Bühne konkurrieren und hier um Touristen, Investitionen von großen Unternehmen etc. buhlen muss.
Warum gab es eigentlich eine so große Diskussion in den
Medien über das Erscheinungsbild der Stadt Amsterdam?
Linda Tetteroo Es gab diese Diskussion, weil die Politik im Kunstund Kulturbereich Geld eingespart hat und plötzlich die Nachricht aufkam, dass die Stadt Amsterdam 100.000 Euro für ein neues Logo ausgegeben hat. Auf einmal standen Journalisten auf der Straße mit zwei Blättern Papier in der Hand. „Schau her, das ist das alte Logo, hier ist das neue Logo und dafür wurden 100.000 Euro bezahlt, ist das normal?“ Daraufhin haben viele Menschen gesagt: „Oh nein, das ist es nicht.“ Aber das wurde in den Medien völlig falsch dargestellt. Edo van Dijk Nach dieser Meldung bin ich ich dann zu sämtlichen Fernseh- und Radiosendern und Zeitungen gegangen, um zu erklären, was wir wirklich für das Geld getan haben. Die ausführliche Aufschlüsselung unserer Arbeit war für die allgemeine Presse jedoch uninteressant. Sie wollten lieber große Schlagzeilen und eine breite Außenwirkung für dieses Thema erzielen.